"Es ist inzwischen möglich, für Hörfunk und Fernsehen, also die elektronischen Medien, wenigstens in Umrissen zu beschreiben, wie ihr spezifisches Angebot entstand und sich im Laufe der vergangenen knapp acht Jahrzehnte verändert hat. Dass diese Deskription bisher einige erhebliche Lücken aufweist, ist weniger bedauerlich als die Tatsache, dass es immer noch an plausiblen Begründungen dafür mangelt, warum sich gerade dieses und kein anderes Programmangebot in den Gründungsjahren herauskristallisiert hat und warum es so erheblichen Veränderungen unterlegen war. [...] Die theorie- und methodengeschichtlichen Gründe für die Vernachlässigung der Voraussetzungen der Entstehung von Programmangeboten, können hier ebenso wenig reflektiert werden, wie im folgenden auch kein eigenes schlüssiges Konzept für die vielfältigen Faktorenbündel vorgelegt werden kann, auf welche die Spezifik der Angebote elektronischer Medien zurückzuführen ist. Einige dieser Faktoren werden im folgenden zumindest erwähnt, wenn es darum geht, anhand einiger exemplarischer Beispiele der Frage nachzugehen, welche Rolle der Rundfunktechnik in diesem
Zusammenhang zukommt. [...] Wenn jedoch mit Hilfe einiger exemplarischer Beispiele aus
der Hörfunkgeschichte – und auf diese müssen wir uns leider beschränken – belegt werden
könnte, dass der apostrophierte Technikzentrismus so nicht haltbar ist, könnte unter
Umständen ein versachlichender Beitrag in einer der nicht eben seltenen wissenschaftlichen
Debatten geleistet werden, wo die eine Seite die andere häufig erst gar nicht mehr zur
Kenntnis nimmt. Dabei soll in folgender Weise vorgegangen werden: in einem ersten Teil werden zum
besseren Verständnis des Argumentationsgangs auch für weniger Eingeweihte, Voraussetzungen und einige Begriffe geklärt werden. Im Anschluss daran wird in einem kursorischen Gang durch die Hörfunkgeschichte untersucht werden, in welchem Verhältnis die Rundfunktechnik zu anderen bisher als relevant betrachteten Einflussfaktoren steht. Derartig ausgerüstet mit einigen analytischen Kategorien und Detailkenntnissen, werden in einem letzten Abschnitt die nahezu revolutionären
Veränderungen des Hörfunkangebots in den 60er und 70er Jahren beschrieben. In dieser Zeit griffen technische Innovationen und ökonomische, soziale und mentale Veränderungen ineinander und veränderten den Hörfunk in einer Weise, dass danach das ‚gute alte Radio’ kaum noch wiederzuerkennen war." [Information des Anbieters] |